„Last Bastion“ von Antoine Bauza

Erstkontakt

Thema, Optik und Cover – nichts davon hat mich wirklich angesprochen, als ich vor „Last Bastion“ stand. Warum ich mich dennoch für das Tower-Defense-Spiel entschieden habe, hatte nur einen Grund: „Last Bastion“ ist kein neuer Titel, sondern eine Überarbeitung von „Ghost Stories“. Leider selbst nie gespielt – da mittlerweile nur noch über den Gebrauchtmarkt erhältlich – war diesem Titel der Ruf vorausgeeilt, ein empfehlenswertes Solospiel zu sein. Mittlerweile habe ich mehr als zwei Dutzend Partien „Last Bastion“, natürlich solo, hinter mir. Taugt die Neuauflage nun etwas?

Spielüberblick

Worum geht es?

Die Armeen der Königin der Schrecken greifen die Bastion der Alten Könige an. Unsere Aufgabe ist es, die Horden gemeinsam zurückzuschlagen und zu verhindern, dass die letzte Bastion der Menschheit von ihnen überrannt wird. Ist der Warlord (nach Schwierigkeitsgrad auch deren mehrere), Anführer der marodierenden Horden, besiegt, gewinnen die Helden.

Die äußeren Werte – Material 

Die letzte Bastion besteht aus einer Mauer und darin neun quadratischen Bastionsteilen, die zu Beginn des Spiels zufällig im Rahmen positioniert werden. Obwohl höchstens vier Helden die Verteidigung übernehmen können, stehen uns acht Figuren mit individuellen Sonderfähigkeiten als Minis zur Verfügung. Drei Würfel, die unsere Kampfstärke anzeigen, sowie Ausrüstungsmarker aus Pappe unterstützen die Helden im fast aussichtslosen Kampf. Eine Auswahl von 50 Monster- und 10 Warlordkarten, die Figuren „Böser Einfluss“ sowie der Würfel des Verderbens, der weitere negative Effekte für die Spieler bereithält, machen dem Spieler das Leben schwer.

Spielszene

Drei Beihefte sind enthalten: die Spielanleitung, ein Sonderheft zur Klärung der Symbolik und ein Wertungsblatt. Erstere ist hervorragend geschrieben und mit nachvollziehbaren Beispielen und Fotos versehen. Zu bemängeln wäre allenfalls die doch recht kleine Schriftart.

Die inneren Werte – das Spiel 

Nachdem unsere Bastion errichtet wurde, werden alle Helden auf das mittlere Bastionsfeld gestellt. An jede Seite der Mauer kommt eines der Hordentableaus in den Farben grün, blau, rot und gelb. Diese Farben tauchen im Spiel immer wieder auf: Jedem Spieler wird eine der Farben zugewiesen, die Hordenkarten sind den vier Farben und der Sonderfarbe schwarz zugeordnet und die Kampfwürfel der Helden zeigen die fünf Farben, um die farblich passenden Hordenkarten zu besiegen.

Aufgebaute Bastion

Die Spieler entscheiden sich also für eine Farbe und damit das passende Hordentableau und legen ihr Figurentableau unterhalb dieses ab. Lebensmarker und Ausrüstungsmarker werden verteilt und das übrige Spielmaterial bereitgelegt. 

Ein Zug besteht aus lediglich zwei Phasen:

1 – Hordenphase

Eine Hordenkarte ist zunächst einer der fünf Farben zugeordnet. In dieser Farbe ist auch ihre Kampfstärke (von 1 bis 5) angegeben. Zudem können verschiedene Effekte abgedruckt sein:

  • Erscheinen – Effekte: werden beim Platzieren der Karte auf dem Hordentableau aktiv
  • andauernde/wiederkehrende Effekte: erstere gelten für alle, letztere nur für den aktiven Spieler
  • Todeseffekte: negative oder positive Folgen beim Sieg über das Monster
Hordentableaus

Zu Beginn jedes Zuges kontrolliert der Spieler, ob es Hordenkarten auf seinem Hordentableau gibt, die einen wiederkehrenden Effekt abbilden. Gegebenenfalls führt er diesen dann aus. 

Zudem wird eine Hordenkarte gezogen und auf dem farblich passenden Tableau platziert. Sollte dieses bereits mit drei Karten belegt sein, entscheidet der Spieler, wo das Monster platziert wird. Allerdings tritt je nach Tableau ein Malus in Kraft. Erscheineneffekte werden gegebenenfalls noch abgehandelt. Diese führen beispielsweise zum Ziehen weiterer Monster, zum Verlust von Lebenspunkten oder zum Platzieren von Markern „Bösem Einfluss“ auf der Karte.

2 – Heldenphase

Der aktive Held darf nun eine Bewegung über ein Bastionsfeld (senkrecht, waagerecht, diagonal) und eine von zwei möglichen Aktionen ausführen. Jedes dieser neun Felder hat eine besondere Fähigkeit, die der aktive Spieler nutzen kann, wenn seine Figur dort platziert ist. Unter anderem können Lebenspunkte aufgefüllt, Gegner gegen Abgabe eines Lebenspunktes entfernt, Fallen aufgestellt oder auch Ausrüstungsmarker genommen werden.

Heldentableaus

Möchte der Spieler dies nicht tun, kann er einen Kampf gegen das/die Monster führen, deren Karte/n an das Feld des Helden angrenzt/en. Dazu werden die drei Kampfwürfel geworfen. Um ein rotes Monster mit zwei Punkten zu besiegen, müssten nun zwei rote Felder bzw. weiße Jokerfelder geworfen werden. Ausrüstungsmarker in der entsprechenden Farbe zählen ebenfalls und können eingesetzt werden. Im Falle eines Erfolgs wird das Monster abgelegt und, falls vorhanden, dessen Todeseffekt ausgeführt. Dieser kann positiv oder negativ sein. Reichen die gewürfelten Farbseiten nicht aus, passiert nichts.

Jederzeit während der Heldenphase können, wenn im Besitz des Spielers, Befehlsmarker eingesetzt werden. Damit wird es ermöglicht, zusätzlich ein Bastionsfeld nach Wahl zu aktivieren.

Gewonnen ist das Spiel nach dem Sieg über die Warlords, die sich ebenfalls im Kartenstapel befinden.

Warlordkarten

Verloren ist das Spiel in einem dieser drei Fälle: Alle Spieler sind tot, der Stapel der Hordenkarten ist leer oder drei Marker „Böser Einfluss“ liegen auf den Bastionsfeldern.

Die inneren Werte – Spielgefühl

Puhh… „Last Bastion“ ist ein harter Brocken. Selbst im Einsteigerlevel war meine Siegesquote der gewonnenen Partien bei etwa 10 %. Der Glücksfaktor lässt sich nicht leugnen: Welche Mali bringen die gezogenen Monster? Wo muss das Monster platziert werden und komme ich dort rechtzeitig hin? Reicht mein Würfelwurf aus? Welchen negativen Effekt bringt jetzt noch der Monsterwürfel? Liegen die für mich wichtigen Bastionsfelder günstig beisammen? Kein Spiel ist wie das andere. Der Spieler muss sich auf jede Partie und jede neu gezogene Karte einstellen. Manchmal kann es aber auch einfach sein, dass eine ungünstige Konstellation das Gewinnen nahezu unmöglich macht. Da ein Reset des Spiels aber schnell von der Hand geht, fühlte ich mich nach einer Niederlage meist gleich zu einem weiteren Versuch angespornt. Insgesamt dauerten meine Solopartien im Schnitt etwa 20 bis 30 Minuten, was für mich auch häufiges Verlieren tolerierbar macht. Wer da weniger Frustrationstoleranz besitzt, kann jedoch schnell seine Freude am Spiel verlieren.

Kampfwürfel & Ausrüstungskarten

Fazit

Das war gut:

  1. Variabilität (Spielaufbau, Funktionen der Monsterkarten, Fähigkeiten der Bastionsfelder und Helden) 
  2. gute Solospiel-Umsetzung
  3. schneller Aufbau

Das hat nicht gefallen:

  1. hoher Schwierigkeitsgrad, der doch auch frustrierend sein kann
  2. Illustration (Geschmacksache)

Fazit: „Last Bastion“ ist ein glückslastiges und daher schwer zu steuerndes Tower-Defense-Spiel mit Strategieanteil. Durch seine Variabilität und Kurzweiligkeit ergibt sich dennoch ein recht hoher Aufforderungsgrad für weitere Partien.

Spieltyp Konfrontationstyp Zeit
Stratege Nachdenker Genießer Fiesling Stänkerer Pazifist viel mittel wenig

Mindestens benötigte Erfahrung:

Einsteiger Wenigspieler Vielspieler Profis

Vielen Dank an Asmodee für das Rezensionsexemplar!