Der Baum [2 Geeks] – Rezension

Der Baum – Geister des Waldes von Simon Harvard und Emilien François

Erstkontakt

So manches Spiel fällt dem geneigten Neue-Spiele-Sucher weder durch seinen Titel noch durch das Schachtel-Layout auf. Letztlich war es ein Blick auf eine gerade laufende Partie während der Messe in Essen, die mich neugierig werden ließ. Denn „Der Baum“ ist hinsichtlich seines „Spielbretts“ definitiv auch einen zweiten Blick wert.

Worum geht es?

Hier versuchen 2 bis 4 Spieler mithilfe der Waldgeister einen Baum in all seiner Pracht wachsen zu lassen. Zweige, Blätter, Knospen, Blüten und Früchte müssen schnellstmöglich am ausliegenden Baumstamm befestigt werden. So entsteht während des Spiels ein mehr oder weniger prächtig blühender Baum.

 

Die äußeren Werte – Material

„Der Baum“ enthält neben vielen Pappteilen, die die bereits genannten Baumbestandteile darstellen, zahlreiche Karten sowie ein Tableau, das zum Auslegen dieser dient. Außerdem werden dort zwei doppelseitig bedruckte Pappkarten platziert: die helfenden Waldgeister. Die Bauteile sind sauber gestanzt, die Karten hochwertig.

Selten habe ich eine so gut geschriebene und übersichtlich gegliederte Spielanleitung gesehen. Die Spielschritte sind mit bebilderten Beispielzügen erklärt. Die Schrift ist überdurchschnittlich groß, was auch Brillenträgern zu Gute kommen dürfte.

 

Die inneren Werte – das Spiel

Das Tableau wird ausgelegt, vier Karten und der Nachziehstapel sowie die beiden Pappkarten mit den Waldgeistern platziert. Das unterste Stammteil, vier Äste, bestehend aus je 3 Astteilen, werden aus der allgemeinen Auslage genommen und zu einem noch etwas kargen Baum zusammengesetzt. Jeder Spieler bekommt nun eine festgelegte Anzahl von Bauteilen ausgeteilt. Zweige und Früchte sind spielerspezifisches Material. Das ist bedeutsam, da man Blätter nicht an Zweigen der Gegner wachsen lassen kann. Nun kann der aktive Spieler aus einer von drei Aktionen wählen:

  1. zwei Karten aus der Auslage nehmen
  2. den Baum wachsen lassen, also entweder Zweige, Blätter, Knospen, Blüten oder Früchte passend anlegen
  3. ein neues Stammteil anlegen und alle Karten aus der Auslage nehmen (nur 1x möglich)

Zur Aktion 1:

Auf den Karten ist eines der fünf Bestandteile des Baumes abgedruckt: Zweig, Blatt, Knospe Blüte/Frucht. Außerdem findet sich darauf eines der vier Waldgeistersymbole. Daneben gibt es Karten, die eine Panflöte zur Beschwörung der Waldgeister zeigen und Jokerkarten für die Baumbestandteile.

Zur Aktion 2:

Von der Kartenhand werden alle Karten mit dem gleichen Baumbestandteil ausgespielt. Sollten auf dem Flusstableau ebenfalls passende Karten liegen, werden diese dazu summiert. Ebenfalls kann man aus seiner Hand paarweise Karten mit dem gleichen Waldgeistsymbol nutzen. Das würde je einer weiteren Karte mit dem gleichen bereits ausgespielten Baumelement entsprechen. Nun kann der Spieler die entsprechende Anzahl Baumteile aus seiner Auslage am Baum anlegen.

Wenn der Spieler möchte, kann er, insofern das passende Waldgeistsymbol auf den ausgespielten Karten zu sehen ist, dessen Kraft nutzen. Zusätzlich muss aber der gewählte Unterstützer auf einer der beiden Pappkarten zu sehen sein. Der benutzte Waldgeist wird dann auf die Rückseite gedreht, damit auf diese Weise immer nur zwei der vier offen ausliegen. Jeder der vier Waldgeister hat eine besondere Funktion:

  • Faun: Einem Gegner einen Ast aus der allgemeinen Auslage geben
  • Najade : Eine Karte aus der Auslage ziehen
  • Pegaeae: Drei Karten vom verdeckten Stapel ziehen, eine davon behalten
  • Dryade: Ein zusätzliches Baumelement anlegen

Zur Aktion 3:

Einmal im Spiel kann jeder Spieler ein neues Teil des Stamms anlegen. Daran werden dann zwei aus je drei Teilen bestehende Äste aus der allgemeinen Auslage angelegt. Außerdem darf er auf bis zu sechs Handkarten aufziehen.

Die inneren Werte – Spielgefühl

Eine Runde „Der Baum“ ist fast wie Balsam für die Seele. Man schaut zu und leistet seinen eigenen Beitrag, um einen Baum, auch wenn er nur aus Pappe besteht, wachsen zu lassen. Da keine Angriffe der Mitspieler zu erwarten sind, diese können und lediglich ein weiteres Astteil in unseren Vorrat legen, kann man den Spielablauf getrost als Entspannung bezeichnen. Leider fehlt dabei aber auch die Möglichkeit, eine Spielstrategie zu verfolgen. Es ist nämlich im Grunde keine nötig. Lediglich zwei Vorgehensweisen zeigen sich recht schnell, die einen Spielvorteil ausmachen können: Zu Beginn den Stamm anbauen und nicht als erster Blätter anlegen.

Insgesamt gesehen könnte man das Spiel auf zwei simple Dinge reduzieren: Möglichst viele Karten einer Sorte sammeln und dann auslegen, um Baumteile zu platzieren. Ab und an kann noch die Kraft eines Waldgeistes genutzt werden und das war es dann auch schon. Die Baumteile sind durch die vielfältigen Möglichkeiten recht flott platziert. Ich bin ein passiver Spieler, greife also meine Gegner eher ungern an. Überraschenderweise hat es mich aber geärgert, kaum etwas tun zu können, um meinen Mitspielern das Anlegen ihrer Teile zu erschweren. Der zusätzliche Ast behindert den Gegner nur unmerklich. Man spielt vor sich hin und beachtet die Züge des Gegners teilweise kaum. Glück spielt ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle, schließlich wird die Kartenauslage zufällig bestückt. Manchmal muss man zu lange warten, bis passende Karten aufgedeckt werden.

Fazit

Das war gut:

  • Optisch ist „Der Baum“ ein wirklich netter Hingucker!
  • Spielablauf ist durch eine sehr gute Anleitung eingängig dargestellt und insgesamt wenig kompliziert.
  • Die Qualität des Materials ist sehr gut.

Das hat nicht gefallen:

  • Das Spiel bietet zu wenig Abwechslung und Spieltiefe.
  • Es gibt kaum Möglichkeiten, den Gegner zu behindern. Man spiel zu viel nebeneinander her.
  • Auch hier wieder: Zipperbeutel…

Fazit: Als anspruchsvollerer Zeitvertreib für den Vielspieler taugt „Der Baum – Geister des Waldes“ leider nicht. Man fühlt sich eher schnell gelangweilt, weil kaum Möglichkeiten des Taktierens vorhanden sind. Für Familienspieler, denen an einem harmonischen Spielgefühl und einem kinderfreundlichen Thema liegt, ist es aber wirklich empfehlenswert. Hier allerdings die Einschränkung, dass eine gewisse Spielerfahrung durchaus von Vorteil ist.

 

Vielen Dank an 2Geeks für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.