Alles an Bord?! [Abacusspiele] – Rezension

Erstkontakt

Die Spieleverlage wissen, wie man Neuerscheinungen präsentiert. Auf der diesjährigen Spielwarenmesse in Nürnberg kam man am Stand von Abacusspiele daher nicht umhin, das Familienspiel „Alles an Bord?!“ von Carlo A. Rossi näher in Augenschein nehmen zu müssen. An dieser Stelle auch ein Lob für die wunderschöne grafische Gestaltung, die das Spiel Michael Menzel verdankt.

Worum geht es?

Als Seefahrer gilt es, clever ausgewählte Fracht an Bord des Schiffes zu laden. Dabei haben wir nur begrenzten Stauraum zur Verfügung. Ausliegende Aufträge geben uns dabei einen Orientierungspunkt, welche Ausrüstung wir an Bord bringen sollten, um später dafür wertvolles Gold zu erhalten. Doch diese Hilfe ist zeitlich begrenzt. Daher gilt: Wacher Geist und flotte Finger!

Die äußeren Werte – Material

Die recht kleine Schachtel überrascht mit viel schönem Spielmaterial: Jeder Spieler hat ein eigenes Schiffstableau mit Laderaumabdeckung, dazu gehören viele Ausrüstungsplättchen und Gold aus Pappe, Waren aus Holz sowie die Abenteuerkarten.

Die inneren Werte – das Spiel

Zu Beginn erhält jeder Spieler sein eigenes Schiff. Die Ausrüstungsplättchen werden in die Mitte des Tisches geschüttet. 13 Abenteuerkarten, die zu vier unterschiedlichen Kategorien gehören, werden um die Ausrüstungsplättchen herum verdeckt ausgelegt.

Entdeckung bestimmte Ausrüstungsgegenstände dürfen gegen bestimmte Waren getauscht werden
Handel für eine bestimmte Ware gibt es zwei Waren
Piraten bestimmte Ausrüstungsgegenstände dürfen gegen bestimmte Waren getauscht werden
Auftrag für bestimmte Waren erhält man eine gewisse Anzahl an Goldmünzen

 

„Alles an Bord?!“ verläuft über zwei Runden in je zwei Phasen: der Ladephase und der Reisephase.

Das Spiel startet, wenn alle Mitspieler gleichzeitig die Abenteuerkarten aufdecken. Nun muss so schnell wie möglich der Laderaum mit Ausrüstung und Waren gefüllt werden. Ein Blick auf die ausliegenden Karten verrät, welche Waren und Ausrüstungsgegenstände in der zweiten Spielphase wichtig werden. Der erste Spieler, der sein Schiff vollständig beladen hat, dreht alle Karten um. Die restlichen Spieler müssen nun ohne Hinweise ihr Schiff fertig bestücken.

Sind alle Schiffe bereit, beginnt die Reisephase. Die Abenteuerkarten werden gemischt, nacheinander aufgedeckt und abgearbeitet. Alle Spieler können entscheiden, ob sie auf den auf der jeweiligen Karten angebotenen Tauschhandel eingehen möchten. Die Piraten- und Auftragskarten stellen eine Besonderheit dar. Vor dem Aufdecken einer Piratenkarte muss sich jeder Spieler entscheiden, ob er gegen die Piraten antreten möchte. Hat er die geforderte Ausrüstung an Bord, erhält er die angegebene Belohnung. Ist das nicht der Fall, muss er Goldmünzen und Waren abgeben.

Rote Auftragskarten werden unter den noch abzuarbeitenden Kartenstapel geschoben und erst am Ende aufgedeckt.

Die Vorbereitung der nächsten Runde:

Am Ende der Runde werden übrigen Waren noch gegen Münzen getauscht. Vor dem Start der zweiten Runde werden je 10 Münzen in eine Schatztruhe gelegt. Jede davon belegt jedoch einen Platz auf dem Schiff. Der Spieler mit dem wenigsten Geld enthält einen Joker, den er in der zweiten Reisephase für einen beliebigen Ausrüstungsgegenstand einsetzen kann.

Nach dem Ende der zweiten Runde gewinnt der Spieler mit dem meisten Gold.

 

Die inneren Werte – Spielgefühl

Schnell, schnell, schnell. Auf Karten schauen, auf Plättchen schauen, Plättchen greifen, Plättchen ablegen… Bei „Alles an Bord!?“ herrscht Hektik. Es war spaßig, eilig nach den Plättchen zu greifen um als Erster fertig zu werden und die Abenteuerkarten umdrehen zu dürfen. Und das nur, um dann festzustellen, dass man wieder etwas vergessen hat. Freudig sammelt man die verschiedenfarbigen Waren, witzig, wenn dann die Auftragskarten genau andere Farben verlangen. Den kleinen Ärgerfaktor angesichts vergessener Ausrüstungsplättchen oder fehlfarbiger Waren empfand jedoch keiner der Spieler bisher als nachteilig. Die Eignung für die jeweilige Spielrunde ist stark abhängig von der Zusammensetzung der Spieler. Im Spiel mit Erwachsenen werden diese wahrscheinlich am schnellsten das Schiff beladen haben, Kinder können dann nur auf ihre oft bessere Merkfähigkeit vertrauen. Verschiedene in der Anleitung genannte Varianten können hier helfen und das Spiel für den Bevorteilten etwas schwieriger gestalten. Für den passionierten Spieler fühlen sich die zwei Runden als tatsächlich zu wenig an, als Spiel mit der Familie aber durch die geringere Aufmerksamkeitsspanne der Kinder sind sie ausreichend. „Alles an Bord?!“ macht Vieles richtig: Keine Wartezeit, da alle synchron spielen; ansprechendes Material und kurze Spielzeit. Die entfernte Anlehnung an das Memory-Prinzip weiß ebenfalls zu gefallen. Kurz gesagt: ein schönes Familienspiel!

Fazit

Das war gut:

  1. schönes Material
  2. keine Downtime
  3. Memory mal anders

Das hat nicht gefallen:

  1. Notwendigkeit der Feinjustierung der Start- und Spielbedingungen beim Spiel mit Kindern und Erwachsenen

Fazit:

Für reine  Kinderspielrunden ist „Alles an Bord?!“ ein wirklich tolles Spiel, das die Aufmerksamkeit und Konzentration, aber auch Planungsfähigkeit fördert. Das Spiel hat durch sein ansprechendes Material einen hohen Aufforderungscharakter. Die Spieler agieren zudem mit dem Spiel und kaum gegeneinander, was bei der gewöhnlich geringeren Frustrationstoleranz von Kindern von Vorteil ist. Es ist durch seine Kurzweiligkeit aber auch für erfahrene Spieler mit höheren Komplexitätsansprüchen als netter Absacker geeignet.

Spieltyp Konfrontationstyp Zeit
Stratege Nachdenker Genießer Fiesling Stänkerer Pazifist viel mittel wenig

Mindestens benötigte Erfahrung:

Einsteiger Wenigspieler Vielspieler Profis

Vielen Dank an Abacusspiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. 

Anmerkung: Die nächsten Rezensionen möchte ich gern mit übersichtlichen Kategorisierungen versehen. Folgendes verstehe ich unter den einzelnen Punkten:

Spieltyp:

Stratege: Spieler, der über jeden seiner Züge ausgiebig grübelt, um das Spielergebnis bestmöglich zu optimieren.
Nachdenker: Spieler, der über seine Spielzüge nachdenkt, aber auch das Spiel selbst auf sich wirken lässt.
Genießer: Spieler, der einfach nur gern spielt, viel ausprobieren will und dem es dabei nicht unbedingt ums Gewinnen geht.

Konfrontationtyp:

Fiesling: Der typische Munchkin-Spieler: Jede Chance ausnutzen, um dem Gegner eins auf die Mütze zu geben.
Stänkerer: Spieler, der bei Gelegenheit auch mal angreift, aber im Wesentlichen friedlich spielt.
Pazifist: Der In-Ruhe-Vor-Sich-Hin-Spieler, der in „Catan – Das Kartenspiel“ lammfromm seine Stadt errichtet, ohne auch nur den Einsatz des Feuerteufels in Erwägung zu ziehen.