„Bad Bones“ von David Flie

Erstkontakt

Das Schreien der Dorfbewohner wird lauter. Knochen brechen wie trockenes Holz, als der Schwerthieb sie trifft. Noch einmal konnte der Held das Dorf vor der Invasion der unsterblichen Skelette bewahren. Doch wie lange noch? Ohne Unterlass strömen die Horden vom Friedhof in Richtung unseres Dorfes. Der Drache liegt bereits schwerverwundet am Boden. Der Schatz – ein letzter Versuch, die habgierigen Feinde abzulenken – wurde bereits gestohlen. Aus dem Wald torkeln schon weitere bleiche Skelette hervor. Werden die aufgestellten Fallen sie lange genug aufhalten können?

Worum geht es?

Horden unsterblicher Skelette machen sich vom Friedhof auf, unser Dorf zu zerstören. Auch die Nachbardörfer werden überrannt. Einst in Freundschaft verbunden, hoffen wir jetzt darauf, dass wir uns den Angriffen lange genug erwehren können. So lang, bis eines der Nachbardörfern den Feinden erliegt und die Skelette in diesem zur Ruhe kommen. 

„Bad Bones“ ist ein Tower-Defense-Spiel für 1 bis 6 Spieler. Mithilfe verschiedener Fallen und eines mutigen Helden versuchen wir, Skelette zurück zum Friedhof zu schicken – bestenfalls zu dem der anderen Spieler – und so lang wie möglich Dorf und Turm zu verteidigen. Neben der hier angesprochenen kompetitiven Variante, gibt es auch die Möglichkeit, gemeinsam eine Hauptstadt zu verteidigen.

Die äußeren Werte – Material

Skelette wohin man sieht: Allein 180 Skelettplättchen, die fünf verschiedenen Farben und drei Ausrichtungen (links, rechts, nach unten) zugeordnet sind, finden sich in der Schachtel. In einem Stoffbeutel aufbewahrt, warten sie darauf, Turm und unser Dorf zu überrennen. Letzteres wird durch Häuserplättchen dargestellt, der Turm durch stapelbare Plastiktürmchen. Unterschiedliche Fallenplättchen sollen helfen, jene zu beschützen. Dazu gibt es für jeden Spieler eine Heldenfigur. Jeder Spieler hat zudem einen eigenen Spielplan und Friedhof. Eine Spielhilfe erleichtert den Überblick über die einzelnen Spielphasen. 

Wer sich vom Grundspiel unterfordert fühlt, dem legt das Spiel gleich zwei Erweiterungsmodule bei: Waffen und Fallen können nun gekauft werden und stehen nicht von Beginn an zur Verfügung. Außerdem machen Anführerskelette dem Helden das Leben noch etwas schwerer.

Zwei Spielanleitungen liegen bei: Eine für das Grundspiel und eine weitere, die die zusätzlichen Module sowie den kooperativen Modus erläutert. Beide sind verständlich geschrieben, reich mit Beispielen unterlegt. Einziges Manko: sehr kleine Schrift, die den verfügbaren Platz oft nicht ausnutzt.

Die inneren Werte – das Spiel 

Jeder spielereigene Plan zeigt ein aus 5×5 Feldern bestehendes Raster und beherbergt mittig den sich aus vier Ebenen zusammenzusetzenden Turm sowie am unteren Rand das aus fünf Häuserplättchen bestehende Dorf. Die anderen Seiten des Spielplans sind von Wald umgeben, von dem aus die Skelette auf den Plan gelangen. Zu Beginn steht der Held auf dem Turm, vier Skelette werden zufällig aus dem Beutel gezogen (wobei für vier der fünf Symbole je eines enthalten sein muss) und je nach Ausrichtung auf eine der drei Spielplanseiten zum passenden Symbol gelegt.

Die vier Phasen der jeweiligen Spielrunde werden zeitgleich von allen Spielern abgehandelt.

PHASE 1 – Zuerst darf der Held auf ein ihm angrenzendes Feld gestellt werden. Darauf stehende Skelette werden dann besiegt und in den Beutel zurückgelegt.

PHASE 2 – Zu Beginn wurden jedem Spieler vier verschiedene Arten von Fallenplättchen ausgegeben. Eines davon darf er nun auf den Plan legen bzw. ein bereits liegendes wieder entfernen. Da Fallen im ausgelösten Zustand bei weiterem Gegnerkontakt komplett zerstört werden, kann auch dies sinnvoll sein. 

PHASE 3 – Nun bewegen sich die Skelette. Sie rücken ein Feld in die Richtung weiter, in die sie schauen. Auf dem Plan aufgedruckte Richtungspfeile sowie Fallen können diese abändern. Um keines zu übersehen, sind die Plättchen auf der Rückseite in einer anderen Farbe bedruckt. Da die Skelette nach der Bewegung umgedreht werden müssen, fällt dann auf, wenn eines übersehen wurde. 

Gelangen Skelette auf das Feld mit dem Turm oder laufen in unser Dorf, wird eine Turmebene bzw. ein Haus zerstört. Das Spiel endet, sobald alle Turmebenen oder Häuser eines Spielers zerstört wurden.

PHASE 4 – Jeder Spieler zieht drei neue Skelette aus dem Beutel und legt sie auf seinem Plan. Sollten auf dem Friedhof durch gegnerische Aktionen auch Skelette gelandet sein, müssen diese zusätzlich im Wald platziert werden.

Nun heißt es: Geschickt Fallen auswählen und platzieren, den Helden in den Kampf schicken und manchmal auch ein Stück Turm oder ein Haus des Dorfes opfern und so hoffen, dass die gegnerischen Spieler zuerst einknicken.

Verliert ein Spieler alle Turmebenen oder Häuser seines Dorfes, endet das Spiel und die übrigen Spieler zählen ihre Punkte auf den noch intakten Fallen- und Häuserplättchen sowie die übrigen Turmebenen, welche je vier Punkte bringen. Auf den Fallen und Häusern sind Sterne abgedruckt, die jeweils einem Punkt entsprechen. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Die inneren Werte – Spielgefühl

„Bad Bones“ transportiert das Gefühl diverser Tower-Defense-Spiele recht gut, allerdings in lediglich abgespeckter Form. 

Zum einen kann man die Skelette nie komplett vom Spielplan vertreiben. Das ist aber auch nicht Ziel des Spiels. Durchhalten lautet die Parole. Wer gerne gründlich aufräumt, wird hier nicht die komplette Befriedigung finden. Man wird immer Opfer bringen müssen: Das Schatzplättchen, das am Spielende die meisten Punkte bringt, den Drachen, der den klapprigen Skeletten Feuer unterm Hinter macht oder auch das ein oder andere Häuschen des Dorfes. 

Fallen können zudem nicht aufgewertet, sondern lediglich immer neu auf dem Plan platziert werden – insofern sie nicht bereits komplett zerstört worden sind. Die übersichtliche Auswahl an Fallenplättchen macht es jedoch möglich, seine Optionen recht gut im Überblick zu behalten. Wer mehr Möglichkeiten sucht, kann das Erweiterungsmodul mit weiteren Fallen hinzunehmen, sowie starke Skelettanführer mit Sonderfähigkeiten auf sich und die anderen Spieler loslassen. 

 „Bad Bones“ ist ein recht flott gespieltes Spiel zwischen Familien- und Kennerniveau (bei Hinzunahme der Module). Dass alle Spieler zeitglich agieren, trägt zum Spielfluss äußerst positiv bei. 

Im Spiel ab 3 Spielern zeigte sich jedoch eine Schwäche: Da Skelette bewusst auf gegnerische Friedhöfe losgelassen werden können, und der Betroffene rein gar nichts dagegen tun kann, sind die Spieler einander ausgeliefert. In unserer Runde zu viert war recht schnell ein Opfer gefunden, das dann von Skeletten überrannt wurde. Hier besteht Frustgefahr. Das kann allerdings durch die Wahl des kooperativen Modus verhindert werden oder tritt in Runden mit mehr potentiellen „Opfern“ weniger hervor.

Fazit

Das war gut:

  1. einfache Regeln 
  2. flotter Spielablauf 
  3. Tower Defense ist cool!

Das hat nicht gefallen:

  1. Möglichkeit, einen Spieler komplett auszubremsen (im kompetitiven Spiel)

Fazit: „Bad Bones“ ist ein auf die Grundmechanismen reduziertes Tower Defense. Der Verwaltungsaufwand ist dadurch sehr gering, die Downtime durch zeitgleiches Spielen nahezu nicht vorhanden. Übersichtliche und eingängige Regeln machen es zu einem Spiel, das auch nach längerer Zeit ohne große Vorbereitung gespielt werden kann. 

Spieltyp Konfrontationstyp Zeit
Stratege Nachdenker Genießer Fiesling Stänkerer Pazifist viel mittel wenig

Mindestens benötigte Erfahrung:

Einsteiger Wenigspieler Vielspieler Profis

Vielen Dank an Pegasus Spiele für das Rezensionsexemplar!