„Cubitos“ von John D. Clair

Erstkontakt

Cover? Gewöhnungsbedürftig – ich bin kein Fan des Schwammkopfs. Titel? Schon interessanter. Würfel? Ich höre! Dice-Building? Geil!

Was lese ich immer wieder: Spiele mit Würfel seien glückslastig, es gebe keine Möglichkeit zu planen, spiele sich wie Kniffel usw. usf. Am aktuellen Hit „Dice Throne“ scheiden sich die Geister, sind ja Würfel drin. Auch „Cubitos“ besteht hauptsächlich aus solchen. Ein Grund mehr für mich, sich das Spiel mal näher anzuschauen. Ich hasse Spiele, die bis ins Detail schon vor dem ersten Zug bis ins letzte analysiert und zerlegt werden müssen. 

Worum geht es?

Wir sind Teilnehmer des alljährlichen Cube Cups. Um dieses Rennen zu gewinnen, sind wir auf unser Support-Team angewiesen. Und wie könnte es anders sein: Dieses besteht aus verschiedenen Würfeln, die ich mir mit Glück und Taktik (und natürlich Geld) zusammenstellen kann.

Die äußeren Werte – Material

Würfel, Würfel, Würfel. Daneben gibt es für diese die farblich passenden Aufbewahrungsboxen und zugehörigen Fähigkeitenkarten. Für jeden der maximal vier Spieler sind jeweils zwei Spielfiguren aus Holz und ein Spielerboard enthalten. Vier verschiedene Rennstrecken sorgen für Langzeitmotivation. Ein Tableau „Fankurve“ zeigt an, welche Boni wir während des Spiels erhalten können.

Kurz zur Spielanleitung: Große Schrift und viele Bilder erleichtern das Verständnis. Dennoch habe ich ein wenig damit gehadert und erst nach dem ersten Spiel alle sich ergebenden Fragen klären können. Wer also nicht gleich damit zurecht kommt: Einfach losspielen, der Rest ergibt sich.

Die inneren Werte – das Spiel 

Cubitos ist ein Rennspiel – Siegbedingung demnach: Komme als erster ins Ziel. Bis dahin ist es ein langer oder kurzer Weg (witzig: Die Ideallinie ist in Form niedergewalzten Grases auf jeder Strecke eingezeichnet.) Die Spielfiguren wandern auf eines der Startfelder und auf die Fankurve. Nun gilt es mit den zur Verfügung stehenden Supportern (die Würfel) Füße (zum Laufen auf der Rennstrecke), Münzen (für den Kauf besserer Supporter) oder besondere Teamfähigkeitssymbole zu würfeln und zu aktivieren. Dabei muss die eingeschlagene Route gut geplant werden, liegen doch Boni auf dem Spielfeld bereit, die bei Betreten aktiviert werden.

Dafür musst du nichts weiter tun – außer eben würfeln. Jede Runde ist in zwei Abschnitte unterteilt: Würfel- und Rennabschnitt. Beide können übrigens bei geübteren Spielern zeitgleich durchgeführt werden, Wartezeiten entfallen dann weitestgehend.

In ersterem Abschnitt füllen wir unser Würfelteam auf. Zu Beginn dürfen wir mit den neun grauen Würfeln an den Start gehen. Das ist zunächst auch das Maximum an zulässigen Würfeln. Das zu erhöhen wird uns dann durch das Fortkommen auf der Fankurve oder mithilfe der Bonusfelder auf der Rennstrecke ermöglicht. 

Unsere grauen Startwürfel haben zunächst noch keine Team-Fähigkeiten, wir können also nur Füße oder Münzen erwürfeln. Nach dem Würfelwurf werden alle Treffer in den „Aktionsbereich“ des Spielertableaus separiert. Mit den übrigen darf neu geworfen werden, solange, bis ein Fehlwurf auftritt. Konsequenzen hat dies nur, wenn wir bereits mehr als zwei Würfel als Erfolg beiseitegelegt haben. Tritt dies ein, müssen alle Treffer in die „Ruhezone“ gelegt werden. Aktionen dürfen dann damit nicht ausgeführt werden. Als Trostpflaster wandert zumindest die Spielfigur auf der Fankurve ein Feld weiter. Dort erhält sie dann, je nach Feld, Geld in Form von Kreditplättchen oder Nachschubplättchen – diese erhöhen die Anzahl der Würfel, die für den Würfelwurf genutzt werden dürfen.

Nun beginnt der Rennabschnitt. Hier ernten wir die Früchte unserer Arbeit. Treffer werden ausgewertet und ausgeführt. 

Zunächst sind das gegebenenfalls etwaige Teamsymbole. Es gibt acht verschiedene Teams, aus denen wir im Laufe des Spiels Supporter anheuern können. Aus jedem Team wird vor dem Spiel ein Typ ausgewählt, von denen dann je 10 Würfel bereitstehen. Für mehr Varianz liegen weitere Typen pro Team bereit, sodass mit unterschiedlichen Kombinationen respektive Supporterfähigkeiten gespielt werden kann. Eingangs gibt es vom Spiel vorgeschlagene Kombinationen, die den Einstieg erleichtern. Das vorgeschlagene Start-Ensemble enthält unter anderem folgende Fähigkeiten:

  • 2/4 Schritte weit gehen
  • für jeden riskierten und erfolgreichen Würfelwurf, darf ein Schritt gegangen werden
  • 3 zusätzliche Würfel (sofern auf dem Tableau verfügbar) dürfen geworfen werden
  • 3 Münzen stehen zum Kaufen neuer Supporter in dieser Runde zur Verfügung
  • Boni auf der Rennstrecke erhalten, auch wenn diese noch 1 oder 2 Felder entfernt sind

Die Fähigkeiten der unterschiedlichen Supporter innerhalb eines Teams (Erinnerung: pro Spiel wird eine Fähigkeit pro Team verwendet) ähneln sich oft. Braune Supporter liefern meist Geld zum Kaufen neuer Würfel, grüne Supporter beeinflussen den Würfelwurf, lila Supporter helfen beim Vorankommen auf dem Rennplan und rote Supporter liefern Kampfstärke, die zu Beginn des Rennabschnitts Vorteile bringt. Zu beachten ist allerdings, dass jede Teamfähigkeit pro Runde nur einmal genutzt werden kann, auch dann, wenn mehrere dieser Würfel aktiv werden könnten.

Nach der Auswertung der Teamsymbole werden die gewürfelten Fußsymbole abgetragen. Außerdem dürfen vier Münzen für einen Fuß ausgegeben werden.

Als letzten Schritt können gewürfelte oder durch die Teamfähigkeiten erlangte Münzen und Kreditplättchen (letztere verfallen nicht am Ende der jeweiligen Runde) zum Einkauf neuer Supporter genutzt werden. Einschränkung: Maximal zwei unterschiedliche Würfel dürfen dem Team pro Runde neu beitreten. Diese kommen dann in die „Ruhezone“, aus der sie erst ins aktuelle Team einziehen dürfen, wenn der „Nachschub“ zum Würfeln nicht ausreicht.

Spielgefühl

Auf dem Spieletisch macht Cubitos schon etwas her. Für jedes Team steht ein farblich passender Karton bereit, auf dem die Supporter griffbereit gelagert werden. Daneben liegt die Fähigkeiten-Karte aus, so kann die jeweilig geltende Team-Fähigkeit immer nachgelesen werden. Nettes Gimmick: Sowohl an der Seite des Team-Kartons als auch auf zugehöriger Karte sieht man Symbole und deren Verteilung auf den Würfeln des Teams. 

Das Dice-Building, also Zusammenstellen des Teams, macht Spaß. Sich zu überlegen, welche Fähigkeiten miteinander Synergieeffekte erzeugen könnten, verlangt auch die für meinen Geschmack genau richtige Portion Nachdenken. Wir können unser Team auch verkleinern. Entsprechende Symbole auf dem Spielplan erlauben uns nämlich, Würfel komplett zu entfernen.

Was mir auch gefällt: Kein Stänkern möglich. Die Interaktion ist in „Cubitos“ auf ein Minimum beschränkt. Mühsam Zusammengerafftes kann mir nicht mehr weggenommen werden.

Clever mitgedacht: Die hilfreichen Symbole sind im äußeren Bereich der Rennstrecke angebracht. Um diese zu erreichen, muss man die Ideallinie verlassen und einen Umweg in Kauf nehmen. 

Zu zweit gibt es jedoch Abzüge: Das Renngefühl kommt hier nicht immer auf. Das liegt auch daran, dass sich manche Runden zäh gestalten können: Fehlwürfe oder nur Treffer, die Käufe, aber keine Fortbewegung zulassen dämpfen den sonst recht flotten Spielablauf.

Insgesamt fühlt sich das Spiel recht ausgewogen an. Sowohl Bonijäger als auch Minimalisten hatten während unserer Runden abwechselnd die Nase vorn. Nicht zu vergessen, dass natürlich immer eine Portion Glück mitschwingt.

Ein Deckbuilder – in diesem Fall mit Würfeln – muss sich natürlich auch oft einen Vergleich mit „Dominion“ gefallen lassen. „Cubitos“ bietet einerseits mehr, andererseits weniger. Statt Siegpunkte zu sammeln, rennen wir um die Wette. Hier bietet die Entscheidung der gewählten Strecke eine zusätzliche taktische Komponente. Anders als beliebig kombinierbare Königreichkarten im Klassiker sind die Supporter Teams zugeordnet und daher nicht beliebig kombinierbar. 

Fazit

Das war gut:

  1. tolles Material 
  2. flotter Spielablauf 
  3. Varianz bei der Supporterauswahl

Das hat nicht gefallen:

  1. Meckern auf hohem Niveau: teilweiser friemeliger Aufbau der Pappschälchen

Fazit: „Cubitos“ punktet mit einer Vielzahl kleiner guter Ideen, die ein recht stimmiges Gesamtkonzept ergeben. Die Idee des Deckbaus wurde hier auf recht kreative Art umgesetzt. Viele Kombinationsmöglichkeiten von gewählter Rennstrecke und Supporterfähigkeiten laden auch langfristig dazu ein, „Cubitos“ auf den Tisch zu bringen. Wer auch mit einer gehörigen Portion Glück leben kann und Deckbuilder mag, darf zugreifen.

Spieltyp Konfrontationstyp Zeit
Stratege Nachdenker Genießer Fiesling Stänkerer Pazifist viel mittel wenig

Mindestens benötigte Erfahrung:

Einsteiger Wenigspieler Vielspieler Profis

Vielen Dank an Pegasus Spiele für das Rezensionsexemplar!