Yamataï [Days of Wonder] – Rezension

Yamataï von Bruno Cathala und Marc Paquien

Erstkontakt

Wie ich Spiele aussuche, die ich gern haben möchte: „Waaas? Ein neues Days-of-Wonder-Spiel? Muss ich haben!“ So oder so ähnlich muss es gewesen sein, als ich von „Yamataï“ von Bruno Cathala und Marc Paquien aus dem Hause Days of Wonder hörte. Das ist zugegeben eine gefährliche Vorgehensweise. Für Geldbeutel und Platzangebot. Steigt mit ihr doch die Gefahr wieder nur einen Regalparker zu erwischen. Aber schauen wir uns Yamataï doch mal an.

 

Worum geht es?

Zwei bis vier Spieler wetteifern darum „die Hauptstadt von Yamataï zu errichten“, so die Anleitung wortwörtlich. Das aus vielen Inseln bestehende Königreich wartet darauf von uns bebaut zu werden. Dazu legen wir verschiedenfarbige Schiffe an die Inseln an, um so Bauwerke mit gleicher Farbkombination errichten zu können. Die Auswahl unserer Flotte zu Beginn unseres Zuges legt zudem auch die Spielerreihenfolge für kommende Runden fest. Anzuwerbende Spezialisten erleichtern uns das Leben. Ganz klassisch gewinnt der Spieler, der die meisten Siegpunkte erworben hat.

Die äußeren Werte – Material

Yamataï wartet mit recht viel Spielmaterial auf. Wie bei Days of Wonder üblich gibt es einen Sortiereinsatz, der allerdings diesmal ein Pünktchen Abzug bekommt. Ein Sortiereinsatz sollte das Aufbauen wesentlich erleichtern und bestenfalls vorzubereitendes Material wie hier Münzen und die Holzgebäude direkt aus dem Einsatz spielbar machen. Genanntes Material lässt sich leider nicht extra nach Wertigkeit bzw. Farben ordnen. Das ist Jammern auf hohem Niveau, aber da ich und wahrscheinlich auch viele andere Days of Wonder gerade wegen der Sortiereinsätze so schätze, wollte ich das erwähnt haben.

 

Die Spielanleitung ist auch für Spieleneulinge ein echter Gewinn. Die Spielschritte sind knapp und verständlich erläutert, sowie mit passenden Bildern versehen. Das bläht natürlich die ganze Spielerläuterung auf sieben Seiten auf, davon ist allerdings weniger als die Hälfte Text. Der Rundenablauf ist zudem sehr gut verständlich auf den Spielertableaus dargestellt.

Diese müssen zu Beginn nur kurz erläutert werden, da sie fast selbstklärend sind. Nur einen kleinen Haken gibt es: Die Bedeutung der Flottenplättchen und der Spezialisten muss gerade bei den ersten Spielen sehr häufig nachgeschlagen werden. Diese ist allerdings nur als Anhang in der Anleitung abgedruckt. Das bedeutet: ständiges Herumreichen und Blättern. Vielleicht wäre ein weiteres kleines Spielertableau o.Ä. günstig gewesen?

 

Die inneren Werte – das Spiel

Los geht’s mit der Auswahl von einem von zehn Flottenplättchen, die dem Spieler Verschiedenes einbringen:

  • ein bis maximal drei verschiedene Schiffe
  • zusätzliche Aktionsmöglichkeiten
  • den Platz in der Spielerreihenfolge für die nächste Runde

Je höher die Zahl, desto einträglicher. Allerdings platziert man sich nach fetter Beute dann auch nach sehr weit hinten.

Die Schiffe werden nun in einer zusammenhängenden Reihe um die Inseln gestellt und dort stehen gelassen. Zu Beginn befinden sich auf den Inseln aber noch Kulturplättchen, die wir erst nehmen müssen und dann nutzen können, um erwähnte Spezialisten anzuwerben. Wir stehen also vor der Entscheidung: Kulturplättchen einsacken oder ein Gebäude auf einer bereits leeren Insel errichten. Wollen wir bauen, nutzen wir eines der fünf ausliegenden Gebäudeplättchen und errichten das Gebäude, wenn die Farbe der anliegenden Schiffe zu denen auf dem Gebäudeplättchen passt. Dafür gibt es Siegpunkte und gegebenenfalls noch Belohnungen. Sollten Schiffe übrig bleiben, kann eines für kommende Runden aufbewahrt werden. Weitere müssen allerdings abgelegt werden und bringen am Spielende Minuspunkte. Im letzten Schritt können wir nun von bereits erbeuteten Kulturplättchen Spezialisten anwerben, die uns das gesamte Spiel über positive Effekte oder Zusatzaktionen bescheren. Auch für diese bekommt der Spieler Siegpunkte.

Am Ende der Runde holt uns nun unsere Entscheidung vom Rundenbeginn ein: Auf der Zugfolgeleiste wird entsprechend der Nummer des gewählten Flottenplättchens unsere Figur platziert.

Die inneren Werte – Spielgefühl

Yamataï spielt sich leichtgängig und simpel. Das bedeutet aber nicht, dass wir hier ein anspruchsloses Spiel vorliegen haben. Die Auswahl der Flottenplättchen muss gut durchdacht sein. Oft ist es von Vorteil mehrere Züge hintereinander spielen zu können. Nämlich dann, wenn man erst die Kulturplättchen von den Inseln abräumen und dann Gebäude darauf bauen möchte. Dafür muss abgewogen werden, was spieltaktisch die bessere Entscheidung ist: Viele Schiffe und/oder eine Zusatzaktion auswählen oder in der Hauptsache eine gute Platzierung für die nächste Runde erreichen.

Dieses Taktieren ist es aber auch, dass das Spiel in die Länge ziehen kann. Gerade dann, wenn der Gegner mehrere Züge nacheinander abspielen kann, neigt man zum Abschalten. Im Spiel zu zweit, stehen jedem Spieler pro Runde sogar zwei Züge zu. Da kommt es häufiger vor, dass man drei Züge warten muss. Im schlechtesten Fall können im Viererspiel sechs Züge vergehen, bis man selbst wieder an der Reihe ist. Das ist sicherlich die größte Schwäche des Spiels: Eine gewisse Planbarkeit ist nur dann gegeben, wenn die Zahl der gegnerischen Züge zwischen den eigenen nicht zu zahlreich sind. Nichtdestotrotz ist dieser Mechanismus zur Festlegung der Zugreihenfolge ein gewinnbringendes Element im Spiel.

Yamataï kommt nahezu ohne Glücksfaktor aus. Allenfalls die zufällige Auslage von nur je fünf verfügbaren Spezialisten und Gebäuden pro Runde kann bei versierten Spielern eine geplante Strategie durchkreuzen.

Interessant ist auch, dass es nicht nur einen Weg gibt, das Spiel zu gewinnen. Gebäude zu bauen bringt zwischen zwei und fünf Punkten, allerdings kann man das Spiel auch gewinnen, wenn man sich auf die Anwerbung der Spezialisten konzentriert. Denn auch diese bringen bis zu vier Siegpunkte.

Fazit

Das war gut:

Das Material ist vielfältig, qualitativ hochwertig und der Spielablauf eingängig. Nach mehreren Spielen hat man diesen so verinnerlicht, dass die Züge recht flott von der Hand gehen. Glückselemente sind kaum vorhanden. Der Zugreihenfolgemechanismus ist ein sehr gutes taktisches Spielelement.

 

Das hat nicht gefallen:

Es ist nicht ganz einfach, das zu halten, was der Spielekarton und der Einleitungstext der Spielanleitung versprechen. Yamataï schafft das leider nicht. In keinem der Spiele hatte man auch nur irgendwie das Gefühl, Baumeister zu sein, der mit anderen um die Errichtung der prächtigsten Stadt wetteifert. Jede andere Thematik wäre genauso gut oder schlecht gewesen.

Die Downtime: Mit Grüblern und einer ungünstigen Konstellation der Zugreihenfolge kann man gefühlte Stunden zubringen, bis man wieder am Zug ist. Das kann wirklich nerven.

 

Fazit: Obwohl Thema und Spielemechanik nicht so recht zueinander finden wollen, finde ich das nicht wirklich störend. Gerade zu zweit und zu dritt ist Yamataï ein wirklich schönes Spiel. Es gehört nicht zum Besten, was Days of Wonder zu bieten hat, ist aber im Durchschnitt ein Zugewinn für das Spieleregal des Gelegenheitsspielers.

 

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.