Imhotep [Kosmos] – Rezension

  1. Einleitung

Zugegeben, ein Eyecatcher ist das Cover von „Imhotep – Baumeisters Ägyptens“ nicht. Auch die Spielbeschreibung lässt nicht unbedingt das Herz des interessierten Spielers höher schlagen. Wäre nicht gerade die Nominierung als Spiel des Jahres 2016, könnte man „Imhotep“ glatt übersehen. Doch damit täte man dem Spiel Unrecht. Das neue Werk des „Cacao“ – Autors Phil Walker-Harding weiß durchaus zu begeistern. Wer „Cacao“ mag, sollte daher unbedingt auch einen Blick auf „Imhotep“ werfen.

  1. Spielziel

Wie der Titel des Spiels bereits vermuten lässt, ist es die Aufgabe der Spieler ägyptische Bauwerke zu errichten. Dabei möchte jeder mit besonders vielen seiner ihm zur Verfügung stehenden Bausteine am Bau der vier Monumente beteiligt sein. Aber nicht nur die Anzahl spielt eine Rolle: Je nach Bauwerk ist eine taktische Platzierung der Steine wichtig, um möglichst viele Punkte zu erhalten. Dazu müssen Boote clever beladen werden, da hier die Reihenfolge der Ladung eine bedeutende Rolle spielt. Durch den Einsatz von Aktionskarten wird dies erleichtert, indem in einem Zug zwei statt nur einer Aktion ausgeführt werden können. Andere Karten geben Punkte auf insgesamt beim jeweiligen Bauwerk verbaute Steine.

 

  1. Das Material

Die Spielschachtel selbst ist angesichts des Materials recht großzügig gewählt. Ein eigentliches Inlay ist nicht vorhanden, jedoch ein nett gestalteter Randpappeinsatz, der das Schachtelvolumen etwa halbiert.

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Das Material besteht überwiegend aus Pappe und Papier. Wirklich schön anzusehen sind die Holzwürfel, die durch ihre Farbgebung und Größe positiv hervorstechen.

Vor dem ersten Spielen müssen die Materialien lediglich aus zwei Stanzbögen herausgetrennt und die Folie der Karten entfernt werden.

Inhalt:

5 Ortstafeln: Diese zeigen die fünf Bauwerke, die die Spieler errichten sollen. Für geübte Spieler gibt es eine B-Seite mit anspruchsvolleren Anforderungen. Auch eine Kombination von A- und B-Seiten ist möglich.

1 Zähltafel: Hier werden die Punkte der Spieler abgetragen.

8 Bootsplättchen: Diese können zwischen 1 -4 Bausteine transportieren. Die Auswahl der vier Boote, die je Runde eingesetzt werden, erfolgt über eine Rundenkarte, auf der je vier Boote aufgedruckt sind.

21 Rundenkarten: Es gibt je sieben für 2, 3 oder 4 Spieler. Darauf sind vier Boote zu sehen, die in der jeweiligen Runde benötigt werden.

34 Marktkarten: Diese Karten ermöglichen unterschiedliche Aktionen.

Rote Marktkarten: Es darf ein zusätzlicher Stein am angegebenen Ort platziert werden.

Grüne Marktkarte: Es gibt zusätzliche Punkte für am angegebenen Ort platzierte Steine.

Lila Marktkarten: Für eine bestimmte Anzahl davon gibt es am Spielende Punkte.

Blaue Marktkarten: Diese werden als eine der vier möglichen Aktionen ausgespielt und erlauben eine von vier umfangreichen Handlungsmöglichkeiten.

4 Vorratsplättchen: Darauf kann der jeweilige Spieler seine Steine sammeln.

120 Holzsteine in 4 Farben: Diese dienen dem Sammeln von Punkten durch geschickte Platzierung auf den Booten und letztlich als Baustein an einem der fünf möglichen Orte.

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  1. Die Anleitung

Kosmos hat mit der Anleitung für Imhotep eine sehr gelungene, übersichtliche Anleitung erstellt. Die erste Doppelseite zeigt das Spielmaterial und den Spielaufbau. Die folgenden zwei Seiten beschreiben den eigentlichen Spielablauf. Dabei sind zahlreiche Abbildungen eingebunden, sodass eine Einarbeitung in das Spielgeschehen auch ohne Vorliegen der Spielmaterialien nachvollzogen werden kann. Auf den übrigen Seiten werden das Einsetzen der Bausteine auf den A- und B- Seiten der fünf Ortsplättchen erläutert. Die Rückseite der Anleitung zeigt schnell griffbereit die Auswirkungen der Marktkarten.

  1. Der Spielaufbau

Der Aufbau des Spielmaterials geht schnell von der Hand und ist in maximal fünf Minuten erledigt.

  1. Die 5 Ortskarten werden untereinandergelegt: Markt, Pyramide, Tempel, Grabkammer, Obelisken. Neben den Markt werden die Marktkarten gelegt und 4 auf dem Markt aufgedeckt.
  2. Die Wertungstafel wird bereitgelegt. Für jeden Spieler kommt ein Stein seiner Farbe auf das 0/40 – Feld.
  3. Alle übrigen Steine der teilnehmenden Spieler werden auf einen Haufen gelegt.
  4. Jeder Spieler erhält seine Vorratskarte und Steine dafür:

Spieler 1 = 2 Steine  Spieler 2 = 3 Steine  Spieler 3 = 4 Steine  Spieler 4 = 5 Steine

  1. Alle Schiffe in Reichweite legen.
  2. Rundenkarten (für 2, 3 oder 4 Spieler) neben die Schiffe legen. Eine der sieben Rundenkarten wird entfernt. Eine Rundenkarte aufdecken und die 4 abgebildeten Schiffe bereitlegen.

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  1. Spielablauf

Über 6 Runden wechseln sich die Spieler bei der Ausführung einer von vier möglichen Aktionen ab. Die Ausführung der Aktionen ist Pflicht! Eine Runde endet, wenn alle 4 Boote an je einen Ort gefahren worden sind.

Vorrat auffüllen Jeder Spieler hat eine Vorratstafel, die maximal 5 Steine fasst. Diese Aktion ermöglicht es, 3 Steine hier zu platzieren.
Boot befüllen Sind genügend Steine im Vorrat, kann auf eines der 4 ausliegenden Boote ein Stein an eine beliebige freie Stelle gelegt werden.
Boot zu einem Ort fahren Ist ein Boot mit der vorgegebenen Mindestanzahl an Steinen (vorne am Bug aufgedruckt) beladen, kann es der Spieler an einen noch nicht angefahrenen Ort setzen. Dort werden die Steine von vorn nach hinten abgeladen.
Eine blaue Marktkarte ausspielen Hat man bereits durch Anfahren des Ortes „Markt“ eine blaue Karte erhalten, kann man diese als Aktion einsetzen.

Diese erlauben beispielsweise 2 Steine zu verladen oder auch einen Stein auf das Boot zu setzen und es sofort an einen Ort zu fahren.

Die Bedeutung der 5 Ortstafeln:

Ortsplättchen Aktivierung/Wertung Ablauf
Markt Sofort beim Anfahren Am Markt liegen vier Karten aus. Der Reihe nach darf sich jeder Steinbesitzer des anliegenden Bootes eine Karte aussuchen. Rote Marktkarten werden sofort aktiviert.
Pyramide Sofort beim Setzen des Steins Der Ort zeigt ein 3×3 –Raster. Jede Spalte wird von vorn beginnend von oben nach unten mit Steinen aufgefüllt. Die Spieler erhalten sofort die abgedruckten Punkte.
Tempel Am Ende jeder Runde Der Tempel besteht aus einer Mauer, die von links nach rechts aus 5 Feldern besteht. Es wird übereinander gebaut und dabei nur die Steine gewertet, die von oben noch zu sehen sind.
Grabkammer Am Spielende Hier ist ein Raster mit 3 Zeilen und beliebig vielen Spalten zu sehen. Von oben nach unten und vorn nach hinten werden die einzelnen Spalten vollgelegt. Zusammenhängende Steine bringen Punkte.
Obelisk Am Spielende Jeder Spieler baut eine eigene Säule, je höher, desto mehr Punkte gibt es.

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Der Einfluss der Karten sollte nicht unterschätzt werden, gerade die grünen Marktkarten, die Punkte für die Anzahl aller an einem Ort liegenden Steine geben, können sich am Ende als spielentscheidend erweisen.

Vor der nächsten Runde:

Austausch aller übrigen Marktkarten durch neue. Eine neue Rundenkarte wird aufgedeckt und die 4 abgebildeten Schiffe bereitgelegt. Startspieler der nächsten Runde ist derjenige, der links vom Spieler sitzt, der das letzte Boot an ein Ortsplättchen gefahren hat.

  1. Zielgruppe

Die Nominierung zum Spiel des Jahres neben „Karuba“ von HABA und dem Gewinner „Codenames“ vom Heidelberger Spieleverlag lässt bereits vermuten, dass es sich bei „Imhotep“ um leichtere Spielekost handelt. So kann man gut mit Kindern (Altersangabe von Kosmos: ab 10 Jahren), aber auch mit eher ungeübten Brettspielern Bauwerke errichten. Die vier Aktionen machen das Spiel übersichtlich und leicht zu verstehen. Dabei sind Erwachsene dennoch durchaus gut gefordert, ihre Züge strategisch zu planen. Kinder werden ihren Spaß dabei haben, die Boote zu beladen und viele ihrer Steine zu den Bauwerken zu transportieren.

Auch Spielern, die gerne taktieren und über Spielzügen grübeln, kann „Imhotep“ als 2-Personen-Spiel empfohlen werden. Zu zweit macht es besonders Spaß, dem Gegner Punkte abzujagen, wenn man seine Bausteine da ablädt, wo er sie nicht unbedingt gebrauchen kann. Auch gibt es hier nahezu keine Wartezeit.

Strategiespieler, die sich über viele Runden in die Handlung eines Spiels vertiefen wollen, werden jedoch von „Imhotep“ nicht ausreichend zufriedengestellt werden.

  1. Fazit:

„Imhotep“ ist ein solides, nett anzusehendes (Holzwürfel!) Spiel für 2 bis 4 Personen. Die Spielanleitung ist schnell gelesen und verstanden. Der Spielablauf gestaltet sich zügig, da jeder Spieler abwechselnd nur eine Aktion ausführt. Es eignet sich gut für Familien oder auch als Absackerspiel in versierteren Spielergruppen. Für Spieler, die eine tiefgreifende Handlung und eine Vielzahl strategischer Möglichkeiten erwarten, ist „Imhotep“ jedoch zu oberflächlich.

Positiv Negativ
–       schnell aufgebaut

–       verständliche Anleitung

–       schönes Material (Steine!)

–       recht kurze Spielzeit

–       wenig glückslastig

–       Varianz durch B-Seite der Ortskarten

2 Spieler:

–       kaum Wartezeit

–       eigene Strategie gut planbar

–       wenig Tiefgang für versiertere Spieler

–       bei 3 und 4 Spielern wenig Planbarkeit

 

Geschrieben von Sindy

Spielhilfe zu Imhotep

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!